Hallo, oder, wie wir in meinem Volk zur Begrüßung sagen: Hast du genug Wasser?
Ich werden Hruyish genannt und bin vor einiger
Zeit aus meiner Heimat in den Wüsten aufgebrochen, um den Rest
der Welt zu sehen. Ich stamme aus einer großen Sangrati-Kayr,
der Denusha-Kayr Fjedza (Denusha bezeichnet eine bestimmte Kultur meines Volkes).
Ich verbrachte meine Kindheit an den Bergen der nördlichen
Tiefen Wüste von Khinéa, und ich schaffte
es, erwachsen zu werden, was in meinem Volk nicht selbstverständlich
ist. Die Wüste ist auch für große Kayrs gefährlich.
Kayr Fjedza ist eine sogenannte Feste Kayr, das heißt, der Großteil
des Stammes lebt die meiste Zeit des Jahres in geheimen Höhlen
in den Bergen und Felsen, während die ausgewählten Krieger in
der Wüste leben und nur selten vorbeikommen. kayr bezeichnet
in unserer Sprache sowohl einen Stamm als auch seine Behausung.
Ich lebte also in den Höhlen Kayr Fjedzas bis zu meinem
zwölften Lebensjahr, als mich die Krieger akzeptierten und ich
fortan in der Wüste leben durfte.
Ich verbrachte etliche Jahre als Krieger, etwa dreißig oder vierzig, sehr lange für einen Sangrati, denn bei den Denusha werden wenige Krieger älter als fünfundzwanzig. Schließlich wurde ich müde vom ewigen Kämpfen und verließ meine kayr, um unsere Vewandten in der Stadt Shyuk zu besuchen. Einige Jahre lebte ich im Westen der Stadt, bis ich mich entschloß, nach Norden zu wandern.
Nach etlichen Jahren der Reise und Erforschung
der feuchten und kalten Länder jenseits der Barrikaden erreichte
ich schließlich Kar-Njall, gerade noch rechtzeitig, denn kurz
darauf brach der Winter überraschend früh herein - es war
gerade Mitte August, als ich die Siedlung erreichte. So
verbrachte ich einen Winter auf den Höfen und erfuhr so von der
Bardenschule, und im nächsten Frühjahr ruderte mich Rayl hinüber
nach Anorivrin.
Ich stellte mich der Herrin vor, um mich in der Heilkunst
unterweisen zu lassen, denn Heiler werden in meinem Volk immer
gebraucht, um mit den vielen Verletzungen und Vergiftungen
fertigzuwerden. Die Herrin schlug mir sofort vor, als Lehrer für
Fragen des Südens zu bleiben, und ich nahm an; so kam es, daß
ich seit meinem ersten Tag hier unterrichte.
Anschließend absolvierte ich auch noch das Gesangsstudium sowie das der neueren Geschichte. Wenn ich Zeit habe, nehme ich momentan gerne an Kursen der älteren Geschichte teil, aber meistens bin ich durch den Unterricht recht ausgelastet.
Ich bin jetzt seit über 30 Jahren auf Anorivrin und verlasse die Insel nur, wenn es sein muss - mit Booten kann ich mich bis heute nicht anfreunden.